Creativ-Blog

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Kleines Rot, warum
polarisierst Du so?

Was die Geschichte der Farbe Rosa über unsere Farbwahrnehmung verrät.

Farben wirken auf uns, sie lenken unsere Aufmerksamkeit, transportieren Stimmungen und lösen Emotionen aus. Durch eine Farbe kann ich meine Verbundenheit ausdrücken oder Botschaften vermitteln. Das Phänomen Farbe bewegt die Gesellschaft, beschäftigt die Wissenschaft und spielt eine tragende Rolle in Kunst, Design und Kultur. 

Menschen bewerten Farben unterschiedlich
Während die Farbe Rosa etwa in Japan durch die Kirschblüte „Sakura” hohes Ansehen genießt, wird sie bei uns kontrovers gesehen: Rosa wird geliebt oder gehasst, manchmal belächelt oder als Mädchenfarbe verspottet.

In Befragungen nach der Lieblingsfarbe rangiert Rosa regelmäßig auf den hinteren Plätzen (Quellen: Eva Heller, 2000, S. 215; de.statista.com, 2019). 

Welches Rosa die Befragten jedoch im Sinn hatten, verraten die Umfrageergebnisse nicht: War es das Neon-Pink eines Textmarkers, das Barbie-Rosa Pantone 219, das zarte Rosé eines frischen Sommerweins oder das Pastellrosa einer duftenden Damaszener Rose?

Ob wir eine Farbe mögen oder nicht, hängt davon ab, welche Informationen wir über sie aufgenommen und verarbeitet haben. Es geht also nicht nur darum, was wir sehen, sondern wie wir sehen.

Das Sehen beschreibt Andrè Karliczek (2017) als „aktiven und adaptiven Vorgang, bei dem neben dem Lichtreiz sowohl der Kontext als auch in besonderem Maße Erfahrungen und Erinnerungen mit einfließen” (S. 173).

Kirche und Adel „geben den Ton an“
Im frühen Mittelalter bestimmte die christliche Ikonographie die Bedeutung einer Farbe. Die Farbe Rot entsprach dem Blut Christi. So waren Rot und Rosa (ein helles Rot, der Farbenname existierte nämlich noch nicht) die Farben für Christus.

Damals waren Farbpigmente kostbar, die Textilherstellung und Färbetechnik aufwändig. Mit farbigen Stoffen, respektive Kleidung, brachte man seinen Reichtum zum Ausdruck. Es gab sogar standesgemäße Kleiderordnungen, und wer sie nicht befolgte, wurde hingerichtet.

Zinnoberrot – ein deckendes, mineralisches Pigment – war zu jener Zeit die stärkste und mächtigste Farbe. Die Herrschenden kleideten sich in rote Roben und für Prinzen war das „kleine Rot – die Farbe Rosa – ein Zeichen ihrer Herkunft.

Die Industrialisierung – der Wendepunkt für die Bedeutung der Farben
Eine Wende für die Bedeutung der Farbe markierte die Entwicklung der modernen Chemie ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Die industrielle Farbproduktion synthetischer organischer Pigmente hat die Palette verfügbarer Farben drastisch erweitert und vielseitigere Anwendungen in Kunst und Textilindustrie ermöglicht. Von da an betrachtete man Farbe nicht mehr als Statussymbol.

Dennoch blieben Rot und Rosa bis Ende des 19. Jahrhunderts typische Männer-Farben, was sich an Soldaten-Uniformen jener Zeit ablesen lässt. Erst die Erfindung der Jeans (patentiert 1873 von Levi Strauss und Jacob Davis) leitet die Trendwende ein. 

Moderevolution löst die Transformation aus
Die ursprünglich aus Genua stammende Baumwollhose wurde als robuste Arbeitshose bei Goldgräbern in Amerika beliebt. Der indigoblauen Färbung wegen wurde Blau nach und nach eine männliche Farbe, trotzdem sie bis dahin die Symbolfarbe der Jungfrau Maria war.

Eine Revolution erlebte die Damenmode schließlich in den 1920er Jahren. Als sie sich von einschnürenden Korsetts, langen Ärmeln und Röcken löste und diese Befreiung durch kräftige Farben – Rot, Rosa beziehungsweise Pink – zum Ausdruck brachte.

Nur wenige Jahre später schrieb die Farbe Rosa das traurigste Kapitel ihrer Geschichte. Mit dem sogenannten rosa Winkel gekennzeichnet, wurden Homosexuelle durch die Nazis in Konzentrationslager deportiert und zu Tausenden ermordet. Zur mahnenden Erinnerung daran, wurde Rosa nach dem Krieg zur symbolischen Farbe der internationalen Schwulenbewegung.

Der Farbflash aus dem Kinderzimmer
Einen regelrechten Hype verursachten Rosa und Hellblau Ende der 1960er Jahre. Die „Babyfarben” prägten das Stereotyp: Hellblau für Jungen und Rosa für Mädchen. Ob es Zufall war oder nicht, im selben Zeitraum verpackt Mattel seine Barbiepuppen erstmals in pinkfarbene Kartons. Seitdem ist Rosa/Pink die dominierende Farbe für Mädchen-Spielsachen in den Spielwarenabteilungen.

Farbe liegt im Auge der Betrachtenden
Warum Rosa so polarisiert, liegt meiner Ansicht nach daran, dass Rosa in den letzten 100 Jahren die sinnbildliche Farbe vieler Bewegungen und – teils gegensätzlicher – Trends war. Feministinnen hatten sie als sexistisch abgelehnt, später wurde Rosa zum Symbol der Frauenbewegung. Mädchen finden die Farbe anziehend, während manche Eltern verzweifeln. ModeschöpferInnen, wie Elsa Schiaparelli, setzten Trends mit „Shocking Pink”, andere, wie Karl Lagerfeld, sagten: „Think pink, but don‘t wear it….

Der Streifzug durch die Geschichte der Farbe Rosa zeigt, die Wahrnehmung von Farben liegt – buchstäblich – im Auge der Betrachtenden

Farben erzeugen Stimmungen und lösen Reaktionen aus. Sie helfen uns bei der Orientierung, dominieren Modetrends und schaffen eine unverwechselbare Identität für Personen und Unternehmen.

Durch Color Branding mehr Aufmerksamkeit gewinnen
Farben erhöhen die Markenerkennung um bis zu 80 Prozent (Satyendra Singh „Impact of Color in Marketing”, 2006). Ein Unternehmen, das sich am Markt unterscheiden will, sollte deshalb auf ein starkes Color Branding setzen. 

Es basiert auf einem individuellen Farbschema, das zur Unternehmens-Identität, zum Produkt oder zur Dienstleistung passen muss. Eine einzige Unternehmensfarbe, wie die Logofarbe, ist für die Markenwiedererkennung nicht mehr ausreichend. 

Und woran erkenne ich ein perfektes Color Branding? Wenn die Marke allein durch ihr Farbschema – ohne Wort und Bild – unter den Wettbewerbern identifiziert werden kann!

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Bis dahin, think pink!  🌸🩷

Herzliche und kreative Grüße
Sandra Tröger

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Quelle: Sandra Tröger, Creativ-Consulting Blog, Link: https://creativ-consulting.de/kleines-rot/

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Rosa-Basics

Wort
Das Wort Rosa (lateinisch für Rose) gibt es im Deutschen seit Anfang des 18. Jahrhunderts. Pink kommt aus dem Englischen und bezeichnet sowohl die Farbe Rosa als auch die Nelke.

Im Deutschen verwenden wir das Wort Pink meist für ein grelles, gesättigtes Rosa, wie das Textmarker-Neon-Pink.

Farbton
Unter dem Sammelbegriff Rosa vereinen sich Farbnuancen von zartem Rosé über Lachsrosa bis hin zur Primärfarbe Magenta.

In der Malerei ist Rosa entweder eine Mischung aus roter und weißer Farbe. Oder sie wird aus rosafarbigen Pigmenten, wie Krapplack-Karmesinrot oder Chinacridon-Magenta, hergestellt.

Natur
In der Natur kommt die Farbe sehr häufig vor, etwa bei Rosengewächsen, Obstblüten, Flamingos, Schweinen, pinkroten Seen (Gewässer mit hohem Salzgehalt und bestimmten Mikroorganismen). 

Ein möglicher Grund für die Häufigkeit in der Natur: Rot und Rosa ist der komplementäre Farbton zu Grün. Die Farben heben sich also maximal von ihrer überwiegend grünen Umgebung ab und werden so von anderen Lebewesen erkannt, um sie anzulocken oder zu warnen…

Meine Story

Ich habe Kommunikationsdesign studiert, mein eigenes Designbüro gegründet, Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert und meine Kunst in zahlreichen Ausstellungen präsentiert.

Der alles verbindende rote Faden ist Kreativität und mein Gespür für Form und Farbe; Wissen, das ich an Menschen und Unternehmen weitergebe und Neues mit Ihnen gestalten möchte.

Mehr finden Sie hier über mich.

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